Hausärztliche Versorgung: Neue Förderkulisse für Neuansiedlungen
Zweimal jährlich prüft der Landesausschuss die Versorgungssituation in Bayern und stellt dabei u.a. Versorgungsdefizite fest. Bereits im Juli vergangenen Jahres hatte Kronachs Bürgermeisterin in einem Schreiben an die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) auf die drohende hausärztliche Unterversorgung in Stadt und Landkreis Kronach aufmerksam gemacht und darum gebeten, die Situation der hausärztlichen Versorgung vor Ort genauer zu untersuchen. Im Nachgang hatte die Bürgermeisterin auch das Kommunalbüro um Unterstützung gebeten.
Der Bitte von Bürgermeisterin Angela Hofmann ist die KVB nun offensichtlich gefolgt, die nach § 75, 105 SGB V für die Sicherstellung, Verbesserung und Förderung der ambulanten ärztlichen Versorgung zuständig ist. Bei Vorliegen eines Anhaltspunktes auf eine (drohende) Unterversorgung wird auf Veranlassung der Kassenärztlichen Vereinigung oder eines Landesverbandes der Krankenkassen oder der Ersatzkassen eine gemeinsame Prüfung vorgenommen. Ein Anhaltspunkt für eine Unterversorgung im Sinne der Bedarfsplanungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses liegt demnach dann vor, „wenn insbesondere aufgrund der Altersstruktur der Ärzte eine Verminderung der Zahl von Vertragsärzten in einem Umfang zu erwarten ist, der zum Eintritt einer Unterversorgung (…) führen würde.“ Dies wurde im Falle des Planungsbereichs Kronach Süd nun offensichtlich bejaht, was zur neuen Einstufung der Region geführt hat.
„Mit dem Thema Gesundheitsversorgung sind wir schon lange konfrontiert“, erläutert Bürgermeisterin Angela Hofmann. „Gerade für den ländlichen Raum ist die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung eine große Herausforderung. Es haben mich zahlreiche Stimmen besorgter Kronacher Bürgerinnen und Bürger, aber auch von Seiten der Apotheken erreicht, die auf die unzureichende Versorgungslage aufmerksam machen. Schon jetzt sind viele der niedergelassenen Ärzte überlastet und können keine neuen Patienten mehr annehmen. Die offizielle Feststellung, dass dem hausärztlichen Planungsbereich Kronach Süd eine Unterversorgung droht, eröffnet nun größere Möglichkeiten, um Verbesserungen zu bewirken. Ich bin zuversichtlich, dass uns dies unter den geänderten Rahmenbedingungen nun auch gelingen kann“, so das Stadtoberhaupt, das aber gleichzeitig ergänzt, dass nicht nur im Hinblick auf die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung Handlungsbedarf besteht. „Auch bei verschiedenen Facharztgruppen ist Unterstützung nötig“, beschreibt Bürgermeisterin Hofmann die aktuelle Situation. Bedarf besteht ihrer Auskunft nach insbesondere bei Augen-, Nerven-, Haut- und Kinderärzten sowie im Bereich der Psychotherapie.
Die Einstufung als drohend unterversorgtes Gebiet eröffnet ansiedlungswilligen Hausärzten nun die Möglichkeit, ein eigens dazu aufgelegtes Förderprogramm der Kassenärztlichen Vereinigung in Anspruch zu nehmen. Über dieses können beispielsweise Zuschüsse zur Niederlassung bzw. Praxisnachbesetzung, zur Errichtung einer Zweigpraxis, zur Anstellung eines Hausarztes und für die dazu notwendigen Investitionskosten, zur Beschäftigung einer Assistentin oder zur Fortführung einer Praxis über das 63. Lebensjahr hinaus beantragt werden. Zusätzlich kann die „Landarztprämie“ des Freistaates Bayern beantragt werden. Im Falle einer „vollen“ Niederlassung können so neben den 60.000 Euro durch die KVB-Förderung weitere 20.000 Euro über die Landarztprämie beantragt werden, so dass sich ein Gesamtzuschuss von bis zu 80.000 Euro ergibt.
Gerne hilft die Stadtverwaltung anfragenden Ärzten bei der Suche nach geeigneten Gewerbeflächen. Auch der Kassenärztlichen Vereinigung in Bayreuth werden solche Objekte zur Vermittlung an interessierte Mediziner immer wieder weitergegeben. Zuletzt konnte so z.B. für eine Facharztpraxis für Kieferchirurgie eine entsprechende Mietfläche zentral in Kronach vermittelt werden. Zu Jahresbeginn sah es nach einer Initiative der Bürgermeisterin außerdem ganz danach aus, dass sich ein neuer Allgemeinarzt in Kronach niederlässt. Letztlich hat sich dieser aber für den Standort Coburg entschieden.
In regelmäßigem Austausch steht die Stadt auch mit dem Landkreis Kronach und der dort angesiedelten Fachstelle „Gesundheitsregionplus“, um gemeinsam alle Potenziale für eine Neuansiedlung von Haus- und Fachärzten auszuschöpfen. In diesem Zusammenhang gilt Bürgermeisterin Hofmanns Dank insbesondere Landtagsabgeordnetem Jürgen Baumgärtner für dessen tatkräftige Unterstützung bei der wichtigen Aufgabe, die ärztliche Versorgungssituation im Raum Kronach zu verbessern. Danken möchte sie aber auch den niedergelassenen Hausärzten für ihre gute Arbeit und für deren Bemühungen, rechtzeitig einen Praxisnachfolger zu finden.